Es kommt ein Schiff, geladen
Bis an sein' höchsten Bord,
Trägt Gottes Sohn voll Gnaden,
Des Vaters ewigs Wort.
Das Schiff steht still im Triebe,
Es trägt ein teure Last;
Das Segel ist die Liebe,
Der Heilig Geist der Mast.
Der Anker haft' auf Erden,
Da ist das Schiff am Land.
Das Wort will Fleisch uns werden,
Der Sohn ist uns gesandt.
Zu Bethlehem geboren
Im Stall ein Kindelein,
Gibt sich für uns verloren;
Gelobet muss es sein.
Zur Adventszeit wird in vielen Waldorfkindergärten mit den Kindern ein Krippenspiel gespielt. Dabei geht es nicht um das Einstudieren eines Theaterstückes, sondern um das Eintauchen nach dem Wirksamkeitsprinzip Vorbild und Nachahmung in die Geschichte um Maria, Josef und das Jesuskind.
Die Kinder haben keine feste Rollen, sondern spielen über einen Zeitraum von drei bis vier Wochen jeden Morgen in verschiedenen Rollen das Krippenspiel.
Die Erzieherin, der Erzieher spricht dabei den Text und nach und nach ertönen auch die Kinderstimmen, bis manche sogar ganz mutig ihren Text allein sagen wollen.
Die Kinder können so in die verschiedenen Seelenstimmungen der einzelnen Rollen eintauchen. Wie anders fühlt es sich an den Esel zu spielen im Vergleich zum Engel Gabriel, wie unterschiedlich ist die Rolle der Maria zu denen der Hirten.
Oft gibt es das Ritual im Waldorfkindergarten, dass am letzten Kindergartentag vor Weihnachten alle Eltern eingeladen werden, das Krippenspiel anschauen und gemeinsam ein kleines Weihnachtsfest feiern.
Hier möchten wir nun mit Ihnen beispielhaft einen Text und Ideen für den Spielablauf für so ein Krippenspiel im Kindergarten teilen.
*************************
KRIPPENSPIEL IM KINDERGARTEN
(AB 13 KINDERN)
Zu Beginn ziehen alle Kinder mit dem Lied “Alle Jahre wieder” in den Raum.
Jedes begibt sich auf seinen Platz:
- Engel Gabriel, der Engel mit dem Kind und alle kleinen Engel - erhöht stehend am Rand auf einer Bank oder so
- Maria - auf einem Hocker im Raum
- Josef - in sein “Haus” am Rand
- Kaiser Augustus - auf einer Art Thron am Rand
- Wirt - in die Puppenküche in der Nähe des “Stall”
- Hirten mit Schafen - auf dem Boden am Rande des Raumes sitzend
- Ochs und Esel - rechts und links neben der Krippe in den Stall
- Rosenhecke - auf zwei Hockern gegenüber im Raum
Der/die ErzählerIn spricht und die Kinder können mit - oder ihren “Text auch allein sprechen.
Erzähler:
Eines Tages saß die Jungfrau Maria auf einem Stein. Da öffnete sich der Himmel und viele kleine Engel flogen herbei.
Lied: Eia, wärn wir da, wo die Engelein singen, wo die Glöckchen klingen, wi die blau, blau Blumen blühn und die Kindelein spielen gehn. Eia, wärn wir da.
Die kleinen Engel fliegen um Maria herum, die auf einem Hocker sitzt und kehren dann wieder zurück zum Engel Gabriel.
Erzähler:
Da öffnete sich der Himmel erneut und der Engel Gabriel kam hervor und sprach:
Engel Gabriel:
“Maria, du wirst ein Kind zur Welt bringen. Es kommt hernieder auf die Erde, damit bei den Menschen Frieden werde.”
Engel Gabriel tritt hinter Maria und hält seinen Stern über sie. Dann fliegt er zurück zu den Engeln.
Erzähler:
Maria bewahrte die Worte in ihrem Herzen und macht sich auf ihren Weg.
Lied: Über Sterne, über Sonnen, leise geht Mariens Schritt. Lauter Gold und lichte Wonnen, nimmt sie für ihr Kindlein mit. Wenn Maria heilig schreitet, von der Sterne Chor geschaut, wird von ihrer Hand bereitet, was zur Weihnacht` niedertaut.
Maria läuft zum Lied mit vor der Brust gekreuzten Händen einen Kreis im Raum und endet vor Josefs “Haus”.
Erzähler:
Da kam sie an ein Haus, dort guckte schon der Josef raus:
Josef:
“Maria mein, komm herein, lass mich dein Beschützer sein!”
Josef winkt sie herein und sie setzen sich beide.
Erzähler:
Es begab sich aber zu jener Zeit, dass der Kaiser Augustus ein Gesetz erließ, dass alle Welt sich schätzern ließe, ein jeder an dem Ort seiner Geburt.
Kaiser Augustus erhebt sich vom Thron und beschreibt mit seinem Zepter einen alles umfassenden Bogen.
Erzähler:
Da machten sich auch Maria und Josef auf den Weg nach Bethlehem.
Lied: Maria durch ein Dornwald ging. Kyrie Eleison. Maria durch ein Dornwald ging, der hat in sieben Jahrn kein Laub getragen. Jesus und Maria.
Da haben die Dornen Rosen getragen. Kyrie Eleison. Als das Kindlein durch den Wald getragen, da haben die Dornen Rosen getragen. Jesus und Maria.
Maria und Josef laufen Hand in Hand durch den Raum. Die Dornenhecke stellt sich auf die Hocker und die Seite des Tuches ohne Rosen über die Beiden. Maria und Josef laufen unter dem Tuch hindurch. Wenn sie bei der zweiten Strophe erneut unter der Hecke durchgehen, zeigt die Seite mit den Rosen zu ihnen. Danach setzt sich die Hecke wieder.
Erzähler:
An einem Abend kamen die beiden in Bethlehem an und baten um Herberge.
Maria und Josef treffen beim Wirt ein und Josef klopft mit seinem Stab auf dem Boden. Der Wirt steht auf und sagt:
Wirt:
“Alle meine Betten sind schon voll. Doch wollt ihr in den Stall hinein zu Ochs und Eselein, so tretet ein.”
Der Wirt geht mit der Laterne voran in den Stall und Maria und Josef setzen sich auf Hocker hinter die Krippe.
Erzähler:
Und müde von ihrem langen Weg schliefen sie auch gleich ein.
Lied: Vom Himmel hoch da komm ich her. Ich bring euch gute, neue Mär. Der guten Mär bring ich so viel. Davon ich singen und sagen will.
Die Engel ziehen alle in einer Reihe (erst Gabriel mit dem Stern erhoben, dann der Engel mit dem Kind und dann die kleinen Engel) zum Stall. Der Engel mit dem Kind legt das Kind in Marias Arme. Die Engel stellen sich hinter Maria und Josef. Engel Gabriel hält den Stern über sie.
Maria wiegt das Kind und singt:
Lied: Josef, lieber Josef mein. Hilf mir wiegen das Kindelein. Gott, der wird dein Lohner sein. Im Himmelreich, der Jungfrau Sohn, Maria.
Josef nimmt das Kind in seine Arme und singt:
Lied: Gerne, liebe Maria mein, helf ich dir wiegen das Kindelein. Gott, der wird mein Lohner sein. Im Himmelreich, der Jungfrau Sohn, Maria.
Er legt das Kind in die Krippe. Der Ochs beugt sich über das Kind.
Lied: Das Öchselein, das Öchselein, das wollte bei der Krippe sein, als unser liebes Jesulein geboren ward
Ochse:
An deiner Krippe stehe ich, mit meinem Atem wärm ich dich.
Der Ochs haucht durch die am Mund anliegenden, geöffneten Hände warme Luft zum Kind. Der Esel beugt sich übers Kind.
Lied: Das Eselein, das Eselein, das fraß kein einzig Hälmelein, als unser liebes Jesulein geboren ward.
Esel:
An deiner Krippe stehe ich, mit meinem Atem wärm ich dich.
Der Esel haucht durch die am Mund anliegenden, geöffneten Hände warme Luft zum Kind.
Erzähler:
In der Nähe waren in dieser Nacht die Hirten mit ihren Schafen auf dem Feld unterwegs.
Lied: Lauf, Lämmlein lauf, den Berg hinauf. Den Berg hinauf, lauf, Lämmlein, lauf.
Spring, Lämmlein spring, das Glöckchen kling. Das Glöckchen kling, spring, Lämmlein spring.
Schlaf, Lämmlein schlaf, du bist ja so brav. Bist noch so klein, ich hüt dich fein.
Die Hirten ziehen mit den Schafen im großen Kreis durch den Raum, auch unter der erhobenen Dornenhecke entlang. DIe Schäfchen laufen, springen und legen sich dann mit den Hirten beim Hocker, auf den Maria zu Beginn saß, zur Ruh.
Lied: Euch ist ein Kindlein heut geborn, von einer Jungfrau auserkorn, ein Kindelein so zart und rein, das soll euer Hüter und Helfer sein.
Engel Gabriel:
“Euch ist ein Kindlein heut geboren in einem Stall. Es kommt hernieder auf die Erde, damit bei den menschen Frieden werde.”
Der Engel Gabriel zieht, gefolgt von den anderen Engeln, um die Hirten herum, spricht dann im Stehen seinen Text mit dem Stern über die Hirten geneigt und kehrt mit den anderen zum Stall zurück.
Erzähler:
Als die Hirten am nächsten Morgen erwachten, wunderten sie sich über ihren merkwürdigen Traum, aber beschlossen, sich auf den Weg dorthin zu machen. Sie wollten auch Geschenke mitbringen: der eine eine Flasche frischer Milch, der andere ein Stück Wolle und der dritte etwas Gutes zu essen.
Die Hirten und Schafe erwachen und rekeln sich. Unter dem Hocker holen sie die Geschenke hervor und gehen los.
Lied: Kommet ihr Hirten, ihr Männer und Fraun. Kommet das liebliche Kindlein zu schaun. Christus, der Herr ist heute geboren, den Gott zum Helfer euch auserkoren. Fürchtet euch nicht!
Die Hirten ziehen mit den Schafen durch die Dornenhecke durch den Raum bis vor den Stall.
Josef:
Ihr Hirten kommt herein. Hier ist das gesuchte Kindelein.
Erzähler:
Da traten die Hirten ein, knieten sich nieder, nahmen ihre Mützen vom Haupt und gaben Maria ihre Geschenke.
Maria:
Habt vielen Dank ihr lieben Hirten!
Lied: Alle Jahre wieder kommt das Christuskind. Auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind. …
Alle Mitspieler kommen zur Krippe und knien sich dazu. Dann ist das Spiel zu Ende oder sie ziehen wieder hinaus.
**********************
Im Waldorfshop bieten wir Ihnen Krippenfiguren an, mit denen Sie dieses Krippenspiel in leicht abgewandelter Form auch als Tischtheater nachspielen können.